Canada 1995.4

19.09.1995 Kelowna, Revelstoke und Golden

Heute morgen sind wir aus Kelowna erst um 8.00 Uhr (!) los gefahren. Nachdem wir unsere Koffer im Auto verstaut hatten, suchten wir die Tankstelle im Ort auf. 55 CanCent, fast 60 Pfennig, kostet hier der Liter Benzin. Doch bis ich den Tankverschluss endlich auf hatte, sollte noch einige Zeit vergehen. Bis mir ein zu Hilfe gerufener Kanadier erklärte, wie man das Ding auf bekam: Push (!) and Turn. Und ich war nur am Turnen, da konnte das Ding natürlich nicht auf gehen. (Zur Beachtung: Ich habe bis dahin und auch noch viele Jahre danach keinen Führerschein fürs Auto gehabt… also bitte nicht lachen!) Also dann: Tank voll gemacht und weiter ging es Richtung Nordosten. Nördlich von Kelowna wechselt der Hwy.97 in ein Paralleltal des Okanagan Valley. Und in WHINFIELD kann man die große Whiskybrennerei HIRAM WALKER & SONS besuchen, in der unter anderem die Traditionsmarke „Canadian Club“ destilliert wird. Durch die Brennerei gibt es Führungen, doch zunächst ließen wir uns von unserem Hunger in ein Restaurant führen: A&W, eine Fastfoodkette wie Mc Donalds hatten wir uns auserkoren. Und wieder wählten wir ein Kanadisches Frühstück. Die Bestellung wurde von einer sehr netten Dame hinter der Kasse entgegen genommen.

Nach dem Frühstück ging dann weiter in Richtung VERNON (23.500 Einw.) einen vom Tourismus noch nicht entdecktem Farmort am Nordende des Okanagan Valley. Dort lohnt die Besichtigung der O’Keefe Ranch – sagt unser Reiseführer, doch man muss eines wissen: Wenn der Hinweis kommt, genau dann abzubiegen, wenn es ersichtlich ist, dann sollte man dies tun, es gibt niemals eine zweite Möglichkeit, und so sind wir an der Abfahrt vorbei gerauscht :-(. Und auf dem Highway wenden ist verboten.

Die originalgetreu restaurierte Pionierranch von 1867 ist heute ein Museumsdorf mit General Store, Siedlerhäusern und viel Westernflair. Irgendwie bereue ich es doch, es mir nicht angesehen zu haben…

Farmland mit saftig grünen Wiesen (wenn es nicht regnet, werden die tatsächlich mit Riesenrädrigen Bewässerungssystemen mit Wasser berieselt), begleiten den Highway 97A nach SICAMOUS (2500 Einw. Stand immer noch 1995 :-), das an der Kreuzung mit dem TCH liegt. Der kleine Ort ist Ausgangspunkt für Wassertouren auf dem SHUSWAPE LAKE, einem weit verzweigten See, dessen Uferlinie über 1000 km (!) lang ist. Da nur wenige Straßen durch die dicht bewaldeten Hügel führen, kann man per Houseboat in diesem Wasserlabyrinth herrliche Wildnisferien verbringen.

In der Nähe dieses Sees genehmigt sich Sabine eine Schlafpause.

Geht einfach mit meiner Jacke als Kopfkissen ans Ufer und legt sich schlafen! Damit mir derweil nicht allzu langweilig wurde, erkunde ich die nähere Umgebung, immer mit einem Auge auf unser Fahrzeug. Man konnte ja nie wissen. .. So kam ich auf der Suche nach einem guten Fotomotiv durch ein bachbett, welches man trockenen Fußes über umgestürzte Bäume überqueren konnte. Doch auch auf der anderen Seite sah es nicht viel gewaltiger aus… Also wieder zurück. Und dort schglug ich mir die zeit mit Libellen beobachten tot. Poooh, war mir langweilig! Aber… diese Ruhe…

Panorama Einwegkamera…. war n Versuch wert….

Große Waldgebiete kennzeichnen den Weg entlang der transkontinentalen Bahnlinie hinauf in die MONASHEE MOUNTAINS. Nach etwa 30km auf dem TCH passiert man GRAIGELLACHIE. Der schottisch klingende Name steht nicht für eine Siedlung, sondern für ein Ereignis von historischer Bedeutung: Am 7. November 1885 wurde an dieser Stelle der letzte Nagel (the last pike) in die Schwellen der Trans-Canada-Eisenbahnlinie geschlagen. So stolz ist man darauf, dass man diesen letzten nagel, überall in dieser Gegend, vergoldet kaufen kann!

Fast 15 Jahre hatte es gedauert, bis der Osten und der Westen verkehrsmäßig verbunden waren – eine wichtige Voraussetzung für die Einheit des Landes. Auch der Holzumschlagplatz REVELSTOKE (7.700 Einw.), den wir jetzt anliefen, verdankt seiner Existenz der Bahn. Er wurde als Arbeitercamp gegründet und nach dem englischen Bankier Lord Revelstoke benannt. Der Ort liegt auf einer Ufertrasse des mächtigen, 1930km langen Columbia River, der von hier nach Süden in die USA fließt, um im Staat Oregon in den pazifik zu münden. Technikinteressierte können 10km nördlich des Ortes den REVELSTOKE DAM oder 138km weiter stromaufwärts den 242m hohen MICA DAM besuchen, einem der größten Staudämme Westkanadas. Wir zogen allerdings ein anderes Programm durch.: Da ich nicht ganz unbeleckt bin, was Eisenbahn – und deren Geschichte angeht, besuchten wir das Revelstoke Railway Museum.

Viele Bilder entstanden von der sich darin befindenden Lokomotive. Ein gewaltiges schwarzes Monstrum. An den Wänden rings um den doppelstöckigen Bau hingen viele Zeichnungen und auch alte Fotos die vom beschwerlichem Bau der Eisenbahnlinie zeugten. Unter anderem steht da auch eine Bohrvorrichtung zum Bohren von Verbindungslöchern in die Gleisstränge. Ich habe mein Glück auch mal versucht. Gar nicht so einfach die beiden Handkurbeln, die links und rechts angebracht waren, so schnell zu drehen, dass auch Späne abgenommen wurden. Die Sache funktionierte, aber gleichzeitig wurde mir bewusst, was für Strapazen und Mühen die Menschen damals auf sich genommen haben.

Die Sechskantkronenmutter ganz rechts im Bild hat 20cm im Durchmesser !
Und das ist sie, die damals übliche Bohrmaschine…

Anschließend fuhren wir noch einmal in die hübsche kleine Innenstadt und Sabine wunderte sich über die Aufteilung der Straßen im Schachbrettmuster. Und ich wunderte mich über die schon fast abnormale Toleranz der Fußgänger gegenüber. (Doch das war nicht nur hier so, sondern überall! Auch in der 1,5 Mio. Stadt Vancouver (Stand 1995)

Von Revelstoke steigt der Highway 1 hinauf in die COLUMBIA MOUNTAINS. Diese Bergmassiv dehnt sich etwa an der Grenze zu den USA 600km weit nach Norden, parallel zu den weiter östlich liegenden ROCKY MOUNTAINS aus. Gletscher und Gebirgsbäche haben im Lauf der Jahrtausende charakteristische Täler in das alte metamorphe Gneis- und Schiefergestein gegraben. Bis heute ist die über 3000m hohe SIR DONALD RANGE die höchste Kette dieser abweisenden Gebirgsregion, nahezu unzugänglich. Allein die Eisenbahnlinie und der erst 1962 gebaute Trans-Canada-Highway durchschneiden die einsame Bergwildnis. Im Winter ist die Straße durch die extrem hohen Niederschläge (10m Schneefall sind normal) von Lawinen bedroht und muss öfters geschlossen werden.

Erst 1881 drang der erste Mensch in die auch von den Indianern gemiedene Bergwelt vor: Major A.B. Rogers suchte für die CANADIAN-PACIFIC-EISENBAHNGESELLSCHAFT nach dem Weg über die SELKIRK MOUNTAINS, das Herzstück der Columbias, und entdeckte jenen Pass, der nach ihm benannt wurde. Seither hat sich wenig geändert, und damit dies auch so bleibt, hat die kanadische Regierung zwei Nationalparks eingerichtet, durch die der Highway 1 führt. Der mit nur 260km² relativ kleine MOUNT REVELSTOKE NP wurde 1914 durch eine Initiative der Bewohner des nahen Revelstoke gegründet. Sehr empfehlenswert ist eine Fahrt auf der 26km langen Stichstraße zum Gipfel des 1938m hohen MNT. REVELSTOKE, auf dem man ein gut ausgebautes Netz von Wanderwegen findet. Während der Fahrt auf den Berg kann man sehr schön die verschiedenen Vegetationszonen der Columbia-Mountains verfolgen: Mischwald mit Nadelbäumen, Birken und Pappeln unten in den Tälern, ab 1200m dominieren Engelmann-Tannen und Fichten; auf 1600m erreicht man die subalpine Zone der Bergwiesen. Nur 3 Monate, von Mitte Juni bis September dauert hier der Sommer, doch in dieser zeit verwandeln über 100 Wildblumenarten die karge Gebirgswelt in ein buntes Farbenmeer. Wieder zurück im tal lernt man, ausgehend vom Giant-Cedar-Picknickplatz am TCH, eine völlig andere Vegetationszone kennen: Ein Fußweg verschafft Eintritt in den saftig grünen Columbia Regenwald mit hohen Farnen.

Einige Kilometer weiter östlich beginnt dann der CLACIER NATIONAL PARK.

Der schon 1868, kurz nach dem bau der Eisenbahnlinie gegründete Park umfasst 1350km² in den Selkirk Mountains. Seine Gletscher – über 140 – verhalfen ihm zu seinen Namen. (Stand 1995) Rund 12% des Gebietes sind vom ewigen Eis bedeckt. Wer sich von den häufigen Niederschlägen nicht abschrecken lässt – statistisch gesehen regnet oder schneit es am Westhang der Berge an zwei von drei Tagen -, dringt auf Wanderwegen (insgesamt 140km) tiefer in die grandiose Bergwelt ein. Vorsicht ist allerdings angebracht: Schwarzbären und sogar Grizzlys schätzen das Nahrungsangebot und die Einsamkeit des Parks und sind hier zahlreicher, als in anderen Regionen Kanadas.

Weiter auf dem TCH folgen wir dem Tal des ILLECILLEWAET RIVER stromaufwärts zur Passhöhe. Dort steht vor der Kulisse der steilen, bizarren Sir Donald Range ein Denkmal aus zwei gekreuzten Holzbögen, das an die Fertigstellung des Highway im Jahre 1962 erinnert. Die Eisenbahnlinie wurde nach zahllosen Lawinenunglücksfällen 1916 in einen 8km langen Tunnel unter den Pass verlegt. Im Besucherzentrum neben dem Denkmal sind eine Ausstellung und Filme über den Bau der Bahnlinie und der Straße zu sehen. Mehrere Überdachungen schützen den TCH auf seinem Weg vom Pass hinab ins Tal des BEAVER RIVER vor Lawinen. Die Betonfundamente am Straßenrand dienen der Kanadischen Armee im Winter als Standort für Geschütze, mit denen sie gefährliche Schneebretter abschießt, bevor sie unkontrolliert als Lawinen zu Tal gehen.

21.30Uhr. Wir erreichen GOLDEN (3800 Einw. Stand 1995) und haben wieder ein Super Motel gefunden. Es heißt SELKIRK INN und ist genauso teuer (oder günstig) wie in Penticton. Die Betten sind für eine Person mal wieder viel zu groß, das heißt, eigentlich kann man bequem mit 4 Personen in einem Raum schlafen. Hier haben wir dann auch zu Abend gegessen. Chicken Wings, was sonst? Die Portion sieht eigentlich nicht nach viel aus, macht aber doch satt. Und wenn man dies auf deutsche Verhältnisse überträgt, kann man hier doch sehr günstig essen. Wir sind jedenfalls pappsatt geworden. Und immer wieder wundere ich mich über die extreme Freundlichkeit der Menschen hier. Und dazu kommt noch, dass sie sehr hilfsbereit sind. Einen Wermutstropfen hatte das Ganze dann doch noch: Das Motel stand direkt neben einem Papier verarbeitenden Betrieb. Nun, wir haben den Geruch überlebt und schlecht geschlafen haben wir auch nicht.

Canada 1995.3

18.09.1995 Hotel Travellodge Vancouver Airport Hotel

Gleich nach dem Waschen und Zähneputzen (obligatorisch), beschlossen wir hier im Hotel zu frühstücken. Warum lange rum suchen, wenn man alles aus einer Hand bekommen konnte. Nun standen wir vor einem Schild worauf stand: Please wait tobe seated! Zum ersten mal schlugen uns die englischen (kanadischen) Umgangsformen direkt entgegen. Na gut! Wir warteten also bis eine Waitress (Kellnerin) kam, und uns einen Platz zuwies. Zuvor wurden wir allerdings noch gefragt, ob wir einen Tisch in der raucher- oder Nichtrauchersektion wünschten. Ist mir in Deutschland bis dahin noch nicht einmal vorgekommen. (Achtung: Stand 1995!) Wir setzten uns an einen Tisch bei den Non Smokern (Nichtrauchern) und studierten die Speisekarten. Auch hier gab es etwas Neues: Wie sollten wir herausfinden, um welche Speisen es sich handelte? Nun gut, es waren ja noch ein paar Bilder dabei. Ich entscheide mich für ein Kanadisches Frühstück, Sabine schloss sich an. Und wenn ich mich im Restaurant umsah – so ungefähr 80% der Anwesenden nahm es zu sich. Also das sind dann mal Two or Three eggs, Zwei oder drei Eier, any Style; Sunnyside up, Over easy or scrambled, Also einmal schön mit dem Eigelb oben, dann einmal umgedreht und einmal Rührei. Wir entscheiden uns für sunny side up, Bacon, das sind ausgelassene Speckstreifen, knusprig bis zum Geht nicht mehr, Hashbrowns – Bratkartoffeln oder Rösties, dazu Toast, weißer oder Vollkorn. Wir entschieden uns heute und auch an allen anderen Tagen für den Vollkorntoast, der kam unserem Mehrkornbrot am nähesten. Und weil man Toast ja nicht trocken essen kann, gab es dazu noch Jam Marmelade. Es kann aber auch marmelade geben und dann macht man die ersten Erfahrungen mit der bei den Engländern sehr beliebten Bitterorangenmarmelade. Pfui, Spinne!

Nach einer kleinen Wartezeit kam dann auch eine Waitress und nahm unsere Bestellung entgegen. Sie erinnerte mich ein wenig an die junge Janet Jackson und war sehr nett. Nur hatte ich mit ihr meine ersten Verständigungsschwierigkeiten, was die Hot Chocolate anging. Weiß der Teufel was da schief gelaufen ist, jedenfalls bekam ich dann doch noch das Richtige und alle waren zufrieden.

Gleich nach dem Waschen und Zähneputzen (obligatorisch), beschlossen wir hier im Hotel zu frühstücken. Warum lange rum suchen, wenn man alles aus einer Hand bekommen konnte. Nun standen wir vor einem Schild worauf stand: Please wait tobe seated! Zum ersten mal schlugen uns die englischen (kanadischen) Umgangsformen direkt entgegen. Na gut! Wir warteten also bis eine Waitress (Kellnerin) kam, und uns einen Platz zuwies. Zuvor wurden wir allerdings noch gefragt, ob wir einen Tisch in der raucher- oder Nichtrauchersektion wünschten. Ist mir in Deutschland bis dahin noch nicht einmal vorgekommen. (Achtung: Stand 1995!) Wir setzten uns an einen Tisch bei den Non Smokern (Nichtrauchern) und studierten die Speisekarten. Auch hier gab es etwas Neues: Wie sollten wir herausfinden, um welche Speisen es sich handelte? Nun gut, es waren ja noch ein paar Bilder dabei. Ich entscheide mich für ein Kanadisches Frühstück, Sabine schloss sich an. Und wenn ich mich im Restaurant umsah – so ungefähr 80% der Anwesenden nahm es zu sich. Also das sind dann mal Two or Three eggs, Zwei oder drei Eier, any Style; Sunnyside up, Over easy or scrambled, Also einmal schön mit dem Eigelb oben, dann einmal umgedreht und einmal Rührei. Wir entscheiden uns für sunny side up, Bacon, das sind ausgelassene Speckstreifen, knusprig bis zum Geht nicht mehr, Hashbrowns – Bratkartoffeln oder Rösties, dazu Toast, weißer oder Vollkorn. Wir entschieden uns heute und auch an allen anderen Tagen für den Vollkorntoast, der kam unserem Mehrkornbrot am nähesten. Und weil man Toast ja nicht trocken essen kann, gab es dazu noch Jam Marmelade. Es kann aber auch marmelade geben und dann macht man die ersten Erfahrungen mit der bei den Engländern sehr beliebten Bitterorangenmarmelade. Pfui, Spinne!

Nach einer kleinen Wartezeit kam dann auch eine Waitress und nahm unsere Bestellung entgegen. Sie erinnerte mich ein wenig an die junge Janet Jackson und war sehr nett. Nur hatte ich mit ihr meine ersten Verständigungsschwierigkeiten, was die Hot Chocolate anging. Weiß der Teufel was da schief gelaufen ist, jedenfalls bekam ich dann doch noch das Richtige und alle waren zufrieden.

Endlich jedoch, nachdem ich einen der Bediensteten fragen konnte, wie man die Rückspiegel verstellt (!), und Sabine ihre endgültige Fahrposition gefunden hatte, ging es los.

Die freundliche Dame bei der Tourist-Information am Flughafen hatte uns zwar einige Straßenkarten gegeben, und uns auch erklärt, wie wir aus Vancouver heraus kommen würden, doch Sabine gab mir, dem schlechtesten Kartenleser aller Zeiten, die ganze Schuld, als wir uns das erste mal verfuhren. Irgendwie sind wir dann, nach einigem Gezanke doch wieder auf der richtigen Straße gelandet und fuhren ohne Zwischenfälle Richtung Abbotsford.

Dieser Ort hat 14.500 Einwohner und hat sich landesweit durch die Flugtage der „International Airshow“ einen Namen gemacht. Abbotsford ist ansonsten weniger spektakulär. Einige Farmen und lebensmittelverarbeitende Betriebe können besichtigt werden, und an der Uge Road südlich des Highway 1, ist eine Forellenzuchtanlage für Besucher geöffnet.

Der Trans-Canada-Highway verläuft nun näher am Fraser River. Das Tal verengt sich, die oft bis ins Frühjahr schneebedeckten Coast Mountains rücken enger zusammen und ragen beiderseits der flachen Talsohle über 800m hoch auf. Nach rund 45 Kilometern liegen östlich des Ortes CHILLYWACK am Fuß der Berge die MINTER GARDENS, ein über 10ha großer botanischer Garten. Besonders sehenswert ist die Rhododendronblüte im Frühjahr, doch irgendwie verpassen wir diesen Garten Eden. Am Ostende des LOWER FRASER VALLEY liegt Hope (3100 Einw. Stand 1995) das mal der Stützpunkt der Pelzhändler der Hudson Bay Company war. Zur Goldgräberzeit um 1860 war der Posten der Endpunkt der Flussschifffahrt auf dem Fraser River und der Name Hope schien richtig gewählt: Nur wenige Kilometer nördlich des Ortes beginnt der enge und gefährliche Canyon des Fraser River, und die frühen Pioniere brauchten eine gehörige Portion „Hoffnung“, um sich auf den Bergpfaden am Rande der Schlucht stromaufwärts ins Landesinnere durchzuschlagen. Die kleine Ausstellung im kleinen HOPE HISTORICAL MUSEUM veranschaulicht jene Zeit der Trapper und Goldsucher. Heute ist der Ort ein Verkehrsknotenpunkt am Trans-Canada-Highway, kurz TCH, und ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderer, die von hier zu den zahlreichen Seen in den umliegenden Bergen aufbrechen. Zu Filmruhm kam das Städtchen 1981 als sich Sylvester Stallone bei den Dreharbeiten zu „Rambo“ durch die sonst verschlafenen Straßen schoss.

Am Ortsrand von Hope zweigt der Hwy.3 nach Osten ab und klettert im Tal des NICOLUM CREEK hinauf in die geologisch noch sehr jungen CASCADE MOUNTAINS. Hier liegt der nördlichste Teil der vorwiegend in den USA-Staaten Washington und Oregon verlaufenden Bergkette, deren vulkanischer Ursprung erst vor einigen Jahren durch den Ausbruch des MOUNT ST. HELENS wieder verdeutlicht wurde. Tiefe Douglasien- und Hemlocktannenwälder säumen den Highway; im Frühjahr würde im Unterholz wilder Rhododendron blühen.

Wir fahren jedoch an Hope vorbei, immer schön 100 km/h mit Hilfe des Tempomaten. Und Sabine versichert mir immer wieder, was das doch für ein entspanntes Fahren ist. Und mit dem Ford ist sie auch mehr als zufrieden. Nach etwa 35 Kilometern erreichen wir den HOPE SLIDE: Am 9. Januar 1965 donnerten in einem gewaltigen Erdrutsch 46 Mio. m³ Gestein zu Tal und verschütteten das Bachbett und den Highway bis zu 80m hoch. Von der neuen Straße aus, die 45m über der ehemaligen Talsohle verläuft, kann man links am Berghang noch deutlich die kahlen, vom Bergrutsch glattgeschliffenen Felsen sehen. Am ALLISON PASS (1352m) überquert der Hwy.3 im MANNING PROVINCIAL PARK den Grat der Coast Mountains.

Der 714 km² große Park ist ein noch weithehend unberührtes Wildnisgebiet mit zahlreichen Seen, Wasserfällen und spektakulären Ausblicken von den Berggipfeln. Rehe, Stachelschweine und Schwarzbären kann man häufig beobachten, zudem wurden bereits 160 Vogelarten gesichtet. (Wir bekamen jedoch weder das Eine noch das Andere zu Gesicht). Der Park ist bekannt für seine ausgezeichneten Wandermöglichkeiten. (Diese zu erkunden genehmigten wir uns allerdings erst im Jahre 2019 !) Der Hwy.3 folgt nun dem Tal des SIMIKAMEEN RIVER aus dem Park heraus und über PRINCETON in die warme, sonnige Region östlich der Berge. In diesem Ort stoppt Sabine zum ersten mal. Wir steigen aus dem Auto und flanieren über die einzige vorhandene Straße. Die Häuser muteten wie aus einem guten Westernfilm an; Sabine fühlt e sich, als hätte uns das Flugzeug ins 19. Jahrhundert zurück geflogen. Unter anderem gab es auch eine Sonntagsschule. So etwas war uns nur aus den Huckleberry Finn Filmen bekannt. So klein und unscheinbar dieser Ort auch war, beim Anblick des örtlichen Supermarktes

gingen uns die Augen über: So etwas Riesiges hatten wir noch nie gesehen! (Dass dieser Supermarkt allerdings noch ziemlich klein war, sollten wir später noch herausfinden). Man muss sich das vorstellen: In den regalen Größen von 2l Gebinden Senf, 3-5l Ahornsirup, 2-5l Speiseeis usw. Kochschinken in 5-10Kg Verpackungen. Und Puter (Turkey), so gewaltig, so einen großen Herd kannten wir nicht, wo der rein passen könnte. Einfach irre!

Immer noch von solchen Eindrücken übermannt fahren wir weiter und bemerken kaum, dass die dichten Wälder einer kargen Steppenvegetation Platz gemacht hat, ehe bei KEREMEOS (900 Einw.) die ersten Pfirsichplantagen und Obststände am Straßenrand auftauchen. Die historische GRIST MILL des Ortes, eine restaurierte Getreidemühle, zeigt, was die Pionierfarmer dieser region einst anbauten. Noch einige wüstenhaft braune Hügel, dann erreichen wir das von einer langgezogenen Seenkette geprägte OKANAGAN VALLEY, eine extrem trockene, sonnige Region. Sie ist der nördlichste Ausläufer des nordamerikanischen Wüstengürtels, der von Nevada bis in den Süden von British-Columbia reicht Nur etw 40cm Niederschläge fallen hier im Regenschatten der Berge pro Jahr; Sommertemperaturen bis 35° C sind normal. Das gesunde Klima und die milden Winter machen besonders den Süden des rund 200km langen Tales zu einem bevorzugtem Altersruhesitz. Seit es durch die schnelle Autobahn mit Vancouver verbunden ist, wächst auch seine Beliebtheit bei Kurzurlaubern. Die natürliche Vegetation entspricht dem ariden Klima: Ponderosa Kiefern und das typische Wüstengewächs SAGEBRUSH, eine Salbeiart, dominieren die Hügel. Auf den bewässerten fruchtbaren Böden gedeihen in großen Plantagen Pfirsiche, Äpfel und Wein. Sie haben dem Tal den Beinamen „Obstgarten Kanadas“ eingetragen.

OSOYOOS (3400Einw.) liegt am Südende des Okanagan Valley auf einer Halbinsel im Osoyoos Lake. Das in seiner Lage und Architektur spanisch-mediteran anmutende Ferienstädtchen rühmt sich des wärmsten Klimas in ganz Kanada.

Ein kräftiger Sonnenbrand an den 19km langen Sandstränden um den Ort, z. B. HAYNES POINT PROVINZIAL PARK – und man wird dem zustimmen. Auf den steppenartig braunen Hügeln der OSOYOOS ECOLOGICAL RESERVE, rund 8km nördlich des Ortes, wachsen sogar Kakteen – eine Rarität in Kanada.

Vorbei an großen Obstgärten geht unsere fahrt, man folgt dem Hwy.97 durch das Okanagan valley nach Norden, fast durchgehend am Ufer immer neuer langgezogener Seen. Im Mai sind die Hänge ringsum in eine weißrosa Blütenpracht der Pfirsich- und Apfelbäume getaucht – ein besonderes Reiseerlebnis. Vom Aussichtspunkt hoch über dem SKAHA LAKE (eine indianische Bezeichnung, die „Hundesee“ bedeutet) reicht der Blick weit über den See und die braunen Hügel bis zu der von sandigen Stränden gesäumten Landenge zwischen Skaha Lake und Okanagan Lake – Hier liegt die Stadt PENTICTON (27.200 Einw.), das Zentrum der größten Obstanbauregion im Okanagan Tal. Es ist 18.00 Uhr als wir in den Ort einfahren. Wir werden sofort von einer Schilderflut, die links und rechts am Straßenrand stehen, erschlagen. Jeder und Alles warb für sein Motel, Restaurant, Werkstatt und was weiß ich noch alles. Wir fuhren einmal die Hauptstraße durch und dann wieder zurück.

Das Restaurant, welches sich unserer Wahl stellen musste, hieß BOSTON PIZZA. Wir hatten langsam Hunger bekommen. Sabine bestellte sich einen Salat und ich mir zum ersten Mal „two orders of chicken wings“. Also eine doppelte Portion. Ganze 18 Stück und natürlich HOT. Noch während der nächsten Minuten, wo uns zwei mit Eiswürfeln bestückte und gefüllte Wassergläser hingestellt wurden, überlege ich, ob meine Entscheidung richtig war. Kurze Zeit später bekomme ich meine Portion und mache erst einmal einen herzhaften Biss in die knusprigen Dinger, da begreife ich schlagartig die Bedeutung der großen Eiswassergläser: Es reicht gerade um den ersten Brand zu löschen. So viel Bier hätte ich auch gar nicht trinken können. Apropos Bier: In diesem Restaurant bestellte ich mir das erste gezapfte kanadische Bier. Es schmeckte wie ALDIs Sterbehilfe und zum ersten mal vermisse ich den Geschmack des Deutschen Reinheitsgebotes. Trotz Allem genießen wir noch eine Weile die Atmosphäre in diesem Lokal bevor wir weiter fuhren.

Während der fahrt dachte ich an THOMAS ELLIS, dem Gründer der Stadt, der hier 1874 die ersten Obstkulturen anlegte. Mehr und mehr Siedler ließen sich nieder und verwandelten diese Region in einen blühenden Garten. Aprikosen und Pfirsiche sind heute die wichtigsten Produkte, doch seit einigen Jahren setzt man auch auf den Weinbau. Es wird zwar noch einige Zeit dauern, bis Spitzenqualitäten erreicht werden, doch als gute Tafelweine erfahren die Okanagan Tröpfchen bereits einige Beachtung.

Langsam wird es dunkel und wir sind auf der Suche nach einem Motel. Wurden wir in Penticton noch von Werbeschildern für diese Unterkünfte erschlagen, so fanden wir danach selten welche.

Sabine wurde langsam müde und wollte gerechterweise endlich ins Bett. Wir fuhren vorbei an den Obstständen auf der Westseite des 107km langen Okanagan Lake weiter. Die kleinen Ferienorte am Hwy.97 tragen so typische Namen wie SUMMERLAND und PEACHLAND, über eine schwimmende, rund 1,5km lange Betonbrücke (Hohlräume halten sie über Wasser) führt die Straße auf das Ostufer des Sees zur größten Stadt der Region. Und dort wurden wir nach 68km Fahrt endlich fündig. KELOWNA (76.000 Einw.) heißt der Ort und es ist für uns die erste Nacht in einem Motel nach Vancouver. Zirka 70 DM hat sie uns gekostet. Aber das war schon ein Luxus! Einen eigenen Kühlschrank hatten wir, eine kleine Küche (Kitchenette nennen die das) und sogar mit Geschirr. Zwischenbemerkung: In Kanada scheinen alle Betten aus zwei übereinander liegenden ca. 25cm dicken Matratzen zu bestehen. Ich habe jedenfalls noch kein Bett mit einem vernünftigen Lattenrost gesehen, geschweige denn, darauf gelegen.

Es ist 20.30 Uhr. Ich liege endlich in einem Bett und lasse noch einmal den Rest des Tages an mir vorbei ziehen. Landschaftlich gesehen meinte Sabine, könnten wir genauso durch das Bayerische Land fahren. Fast würde ich ihr Recht geben, wären die Berghänge nicht so kahl. Etwa zwischen 15. und 16.00 Uhr machten wir kurz hinter Keremeos auf einem kleinen Parkplatz eine kurze Pause. Zufällig bemerkten wir wie ein offensichtlich angetrunkener Mann aus einem Arbeitsfahrzeug ausstieg und in unsere Richtung lief. Sekunden später stoppte an der gleichen Stelle ein Polizeiauto, ein Beamter (oder eine Beamtin, ganz einig sind Sabine und ich uns heute noch nicht darüber) springt aus dem Auto und ruft den Mann an, er möge stehen bleiben. Mir liegt das scharfe „STAY HERE! STAY HERE!“ heute noch in den Ohren. Doch der Mann zögert noch. Erst als die Beamtin (oder der Beamte) zur Pistole greift und gut sichtbar im Anschlag hält, bleibt er stehen. Anschließend wurde er in Handschellen abgeführt (!) und der inzwischen angeforderte Abschleppwagen fuhr mit dem Arbeitswagen von dannen. Das Ganze hatte keine fünf Minuten gedauert. Einen Vergleich zu unserer Polizei will ich da gar nicht erst anstellen. Oh, Kanada, dachte ich, das fängt ja gut an. Zum Schluss noch ein Wort zu Kelowna: Es ist das Zentrum des größten Apfelanbaugebietes Kanadas. Noch vor 15 Jahren (Stand 1995) war es ein reines Landwirtschaftsstädtchen. Neuerdings hat es sich durch seine schönene Badestrände und die guten Wassersportmöglichkeiten zum beliebten Tourismuszentrum entwickelt. Das waren meine letzten Gedanken, bevor mir endgültig die Augen zu fielen.