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Tina
Ein Schubladenfund

Ich kenne Tina schon eine Ewigkeit, sie war eines der allerersten Mädchen die ich fotografiert habe, die ich überhaupt gefragt habe, ob sie sich von mir fotografieren lassen möchte. Es gab sogar ein wenig Querelen mit meiner Partnerin deswegen. Aber durch den späteren Verbleib meiner Person in den Fotoclub Eckernförde und noch späteren Verbleib im Fotoclub Schleswig hatte sie sich dann beruhigt und eingesehen, ich mach das Ganze nur um mich zu zerstreuen. Ich hatte niemals ernste Absichten zu meinen „Mädchen“, die hatten eh ganz andere Typen im Kopf. Das ich mich Hin und Wieder dann doch kurzzeitig „verliebte“ in die Eine oder Andere kam eigentlich passend, erleichterte es mir doch die Möglichkeiten vertrauensvoller ans Werk zu gehen.

Es gibt noch sehr viel mehr Bilder von Tina, doch zähle ich die meisten eher zu meiner „Fotografen Findung“ und nicht zu ernsthaften Fotografien. Wäre vielleicht noch ihre Hochzeit zu erwähnen, die ich ebenfalls fotografieren durfte. Nur, so richtig glücklich war ich nicht dabei. Irgendwas sagte mir; da stimmt was nicht, lange hält das nicht. Und so kam es dann auch. Zwei Kinder später war die Beziehung vorbei. Und so zähle ich die Bebilderung der Hochzeit auch nicht mehr zu meinen Erfolgen.
Der Mann ging, meine Beziehung blieb. Wann diese Serie aufgenommen wurde, ist mir schon wieder entfallen. Analog mit meiner Minolta 800si, dem Minolta 1.4/85mm, meinem damals echt geliebtem Portraitobjektiv, begaben wir uns nach Karlsminde auf den Spielplatz. Es war schon Spätsommer, Anfang Herbst fast, so hatten wir uns für uns allein.

Ich entschied mich für einen Farbfilm, damals wollte ich alles bunt… doch während ich heute an meinem Scanner arbeitete, gefiel mir Farbe schon wieder nicht mehr. Der SW-Look passte um Längen besser. Mag aber auch daran liegen, dass ich mich in der nächsten Zeit nur auf diese Ausdrucksform festlegen möchte.
Tina ist eigentlich eine sehr umgängliche Frau, die damals in jungen Jahren, wie auch ich, bei SIG SAUER gearbeitet hat. Wir waren praktisch Kollegen. Und so lernten wir uns auch kennen. Sie hat ihre Prinzipien, oh ja. Die verteidigt sie auch vehement. Heute ist sie Physiotherapeutin mit einer eigenen Praxis, und es scheint auch recht gut zu laufen. Doch zurück nach Karlsminde.


Ich lernte hier und an diesem Tag eine völlig andere Person kennen, auch eine die einiges preisgab was ich noch gar nicht wusste, oder erahnte…

Und wieder einmal stellte sich heraus, oder jedenfalls kam es mir so vor, dass meine alten Aufnahmen mit analoger Technik mir viel „besser“ vorkamen, als das ganze neue Zeug. Ich glaube, ich werde sie mal wieder anrufen… für eine neue Serie: Tina… XXX Jahre danach…


… sie konnte auch anders…
und genau hier würde ich gern mal anschließen wollen… es bleibt spannend!…
KARLSMINDE
Der tollste Knaller seit Ben Hur…
Es geschah nach einem Akt Workshop mit Heinz Teufel bei VICO in Kiel. Irgendwie kamen wir auf das Thema Leihen von Foto Equipment. Durch Heinz kam ich in den Genuss eine NIKON zu testen. Ich glaube, es war die F90. Doch nicht nur das – ein 4/600mm gleich mit. Durch einen Dreh mit dem Chef von VICO sparte ich gleich die Versicherungssumme mit ein.
Doch was macht man mit so einem 600er Rohr, in einem kleinem Dorf wo eigentlich nichts passiert. Weder Großwildjagden noch Autorennen, noch sonst etwas wo man so ein Rohr einsetzen kann. Eigentlich war ich zu diesem Zeitpunkt völlig überfordert mit dem Teil.
Doch mir kam ein Gedanke den ich mit meinem damaligen Fotokollegen Klaus in die Tat umsetzte. Wir fuhren nach Neumünster in den Zoo. Und was uns dort passierte, ist mit Worten kaum zu beschreiben. 🙂
Schon an der Kasse sprach man uns an, weil ich demonstrativ mit dem Riesenrohr voran ging:
„Ihr wart doch letztens erst hier… geht man gleich durch, alles klar!“
Was war klar? Ich stellte keine Fragen sondern ging erst einmal schnurstracks auf das Eisbärengehege zu. Abgesehen davon, dass es mir viel zu klein vor kam, war die Brennweite von 600mm viel zu groß. So weit konnte ich gar nicht zurück…
Dennoch schien das Ding eine Menge Eindruck zu hinterlassen. Klaus, der ohnehin mit der Nikon fotografierte hatte es ein wenig leichter mit der Handhabung als ich, der ja seit Jahren schon mit der Minolta unterwegs war.

Klaus im Vollrausch 🙂
Die nächste Überraschung kam kurz darauf: Wir hatten so langsam Hunger bekommen und liefen das Restaurant an. Ich stellte die Riesenlinse mit der Kamera nach oben neben mich an den Tisch. Völlig begeistert bekamen wir, was wir bestellten und das kostenlos.
„Ihr schreibt doch immer so positiv über uns, dann geht das jetzt auf’s Haus!“
Was hätten wir sagen sollen? Ging eh nicht, wir waren einfach nur perplex… Wir genossen einfach nur die Aufmerksamkeit, die uns widerfuhr, blieben aber dann auch nicht mehr sehr lange im Zoo.
Und erst sehr viel später wurde uns klar, warum uns so viel Aufmerksamkeit zugekommen war: Das ZDF und eine Delegation von den Dritten Fernsehprogrammen sowie eine Anzahl von Zeitungsreportern hatte einige Tage zuvor den Zoo besucht…
Unser Fazit zum 600mm: Völlig überdimensioniert. 🙂
Aber auch der Einsatz davor für die Piratentage in Eckernförde und Bilder für die Stadt schießen war einfach nur ein Dilemma. Bei Action bin ich gern nah dabei. Und so kam es, dass ich zwar Zugang zum Dach des Eishauses im Hafen für die Fischer hatte, aber keine so rechte Position für actiongeladene Bilder, wie z.B. das Handgemenge der Piraten auf der Holzbrücke. Schade.
Mein Fazit aus einer Woche mit der Nikon F90 und dem 4/600mm: Leider nicht zu gebrauchen im Vorstadtdschungel. 🙂
Heute hätte ich sie liebend gern mit genommen nach Kanada. Dort wäre sie mehr als brauchbar gewesen, die 600mm…

Einmal im Leben… sollte man so etwas auch mal genießen…
Kennt Ihr das auch?
Irgendwo findet sich immer irgendwo ein Karton an, den man irgendwann mal irgendwo abgestellt hat. Neugierig schaut man auf den Inhalt und ist überrascht: Seit wann hab ich das denn versteckt?
Darin befinden sich dann unzählige alte Fototaschen aus analoger Zeit, oftmals noch mit Fotos und wenn es ganz gut läuft auch mit den dazu gehörigen Negativen. So ein Schatz ist mir vor einiger Zeit wieder in die Hände gefallen. Hunderte von Dias eingeschlossen… Dabei habe ich doch sämtliche Negative in die dazu gehörigen Pergaminblätter eingelagert. Und dennoch lagen so viele Negativfilme in Schwarzweiß, genauso wie in Farbe herum. Das schrie ja schon nach einer Scanner Aktivierung!
Doch so einfach war das diesmal nicht… Vor einiger Zeit habe ich mir das Programm VUESCAN auf meinen alten Epson Scanner geladen, in Verbindung mit meinem letzten Computer. Mittlerweile habe ich aber einen anderen und irgendwie sind mir die Kennwörter abhanden gekommen. Da heißt es dann mal in den sauren Apfel beißen und noch einmal neu bestellen. Egal!
Und seitdem sitze ich an meinem Computer und scanne wie verrückt. 🙂 Und was mich da nicht alles anlacht. Die ersten Gehversuche in der Aktfotografie… auch die nächsten… Manchmal hatte ich tatsächlich das Gefühl, alles war einfacher wenn man nichts weiß…

Nathalie, das erste Mädchen, welches sich mir zur Verfügung stellte. Fotografiert im Clubraum meines damaligen Fotoclubs. Meine allerersten Erfahrungen mit einer Blitzanlagen und dem Blitzbelichtungsmesser… in Begleitung meiner Frau auf meinen eigenen Wunsch… Es war ganz und gar nicht einfach, dieses Fotografieren, das erste mal allein auf sich gestellt, fast schon überfordert mit der ganzen Technik. Doch nach anfänglichen Schwierigkeiten wurde die ganze Sache entspannter. Nathalie genauso wie ich. Ich habe mich auf drei Filme beschränkt. War auch gut so, das ganze Shooting hat mehr als drei Stunden gedauert. Aber ich habe einiges in der Zeit gelernt… besonders von Nathalie. Sie war leider nur eine kurze Episode. Ich hätte mir gern mehr von ihr gewünscht, doch ein Umzug ihrerseits machte diesen Wunsch zunichte.
Dafür trat wenig später ein anderes Mädchen in mein fotografisches Leben. Stephanie! Es begab sich zu einer Zeit in der unser Dorf einen auf Kultur gemacht hat. Eine Bilderausstellung sollte es sein. In der Bürgerbegegnungsstätte. Bilder, gemalt, gezeichnet, fotografiert, egal. Jo, und da stellte ich dann zum ersten mal einige Bilder aus meinem kurzen Schaffen aus. Es gab auch einen Wettbewerb. Die Besucher sollten die Bilder bewerten und logischerweise gewann dann das beste Bild einen Preis. So weit so gut.
Am nächsten Tag machte ich dann die Bekanntschaft mit Stephanie, 19 Jahre jung. Sie war von einem Aktbild angetan und fragte auch gleich heraus, ob es möglich wäre solch ein Bild auch von ihr anzufertigen. Was sollte ich sagen?
Ach ja… das Siegerbild… war kein Akt von mir 😦 dafür das Bild eines zerplatzenden Ballons, ganz in Gelb mit einem blauem Dartpfeil! Komplementär… alles solche starren Regeln des Fotoclubs.
Zu dem Zeitpunkt begann ich gerade mein eigenes Homestudio einzurichten, um ein wenig unabhängiger vom Fotoclub und der Schule, wo sich der Clubraum befand, zu werden. Alles war noch nicht so perfekt und rund.
Stephanie und ich suchten uns einen Termin und sie erschien im Dabeisein ihrer Schwester. Das war unglaublich praktisch. Sie war Friseurin und schminkte Stephanie dann nach allen Regeln der Kunst… So wie ich es damals glaubte. Während ich die Blitzanlage zurecht rückte und das Licht einmaß unterhielten wir uns recht lebhaft. So kam es, dass wir erst ziemlich spät zum ersten Schuss kamen… aber es war sehr angenehm…

Auch diesmal wurden nicht viele Bilder geschossen, aber was dann folgte sollte eine der schönsten Zeiten in meinem fotografischen Leben werden. Wir verabredeten unseren nächsten Termin schon am Strand in Karlsminde. Und es sollten noch viele weitere Shootings folgen. Mit den Jahren (!!) entwickelte sich daraus eine richtige Freundschaft.
Bald wechselte ich den Fotoclub und kam mit einigen Profis in Berührung, die mich später dann auch in andere Kenntnisse einweihten. Stephanie kam mit und war auch eine Zeitlang das Modell des Clubs. In diesem Zusammenhang entstanden Hunderte von Fotos, wir gingen gemeinsam durch viele Täler aber auch in wunderschöne Höhen. Wir experimentierten in jeder freien Minute… Und dann war der Zeitpunkt gekommen…das Foto ihrer Wünsche zu machen…

Doch wer glaubt, damit wäre die Geschichte zu Ende, nein, jetzt ging sie erst richtig los… 🙂
Aber wie mein damaliger Mentor Holger Münchow schon richtig sagte: Alles hat seine Zeit und so kam auch der Abschied von Stephanie irgendwann. Studium und spätere Berufswahl machten ein weiteres Ausüben unseres Hobbys unmöglich… Schade… aber es war eine wundervolle Zeit mit ihr…



Minolta 7000 AF

Meine allererste Kamera. Schon bei ihrem ersten Erscheinungsjahr, 1985, wollte ich sie besitzen. Da war ich 25. Doch damals war der Preis exorbitant hoch. Irgendetwas bei 3500 DM. Unerreichbar für mich. Erst 1994 kam ich durch einen Zufall in ihre Nähe. Ich stand mit meinem Motorrad bei Rot an einer Ampel und drehte mich nur kurz zu dem Schaufenster des Fotofachgeschäfts Dose um. Ich sah sie nur einen kurzen Augenblick und doch fuhr ich am nächsten Tag zurück um sie zu erwerben. 425 DM sollte sie immer noch kosten. Allerdings mit dem aufgeflanschten Objektiv 1.7/50mm. Dann habe ich noch zwei Filme dazu bekommen und konnte somit sofort loslegen. Ich habe sie geliebt… heiß und innig. 🙂 Bis zum Jahre 1996, da folgte die Ablösung durch die Minolta 700si, ein Jahr später erwarb ich als Zweitgehäuse die 800si, Auch diese beiden Kameras sind noch in meinem Besitz.
Irgendwann im Jahre 2004 veräußerte ich die 7000AF an eine gute Bekannte, die damit noch einige Jahre lang Bilder gemacht hat.
Wir schreiben das Jahr 2021 und der Trend zu analogen Kameras hat noch nicht nachgelassen. Im Gegenteil, einige Kameras sind sogar im Preis gestiegen. Ganz besonders die Mittelformatkameras. Wenn ich noch dachte ich könnte für meine große Mamiya noch einigermaßen günstig ein 2.8/110mm schießen – Fehlanzeige.
Es geht ja aber um die 7000 AF. Vor einer Woche kam sie mir wieder in den Sinn, die alte Minolta. Ob es sie noch geben würde? Ich nahm Kontakt auf mit der guten Bekannten und siehe da, das gute Stück lebte noch. Und so erwarb ich sie wieder zurück und war ganz hippelig, ob sie noch funktionieren würde. Sie sollte, wurde mir versichert. Ich lud also die Batterien ein, und schaltete den Hauptschalter ein: Nix! Hmmmm… Alter Minoltatrick: Batterien raus und wieder rein, das Problem zog sich durch die gesamte Modellreihe. Später auch durch die 10er Modelle von Canon… 🙂
Eingeschaltet und klick war sie da. Auslöser funktioniert, Verschluss und Filmbühne wie neu. Objektiv rauf und AF arbeitet auch. dann die Tasten durchprobiert – läuft. Jetzt nur noch den Film rein und dann mal sehen wie das Ding funzt. Ich werde beizeiten berichten…
Lost
Canada 1995.6
21.09.1995 Canmore – sehr früh am Morgen
Zu dem immer währendem Musikgenuss gesellte sich dann noch dieses hervorragende Bett: Es war völlig unmöglich auf einer Seite liegen zu bleiben. Ständig kugelte man, weil die Matratzen so ausgelutscht waren, in die Mitte zurück. Wie ich so vor mich hin döse, wache ich nächtens auf und bemerke eine Bullenhitze. Jemand musste über Nacht die Heizung angestellt haben, doch es gab keinen Regler zum Schließen der selbigen.
Um 6.00 Uhr in der Frühe stehen wir auf, Katzenwäsche – meist noch weniger als dieses – und flüchten aus diesem Paradies. Wenn ich nur daran zurück denke, wie heiß die Heizung war: Sabine bespritzte die Oberfläche mit kaltem Wasser – wir hätten auch ein Dampfbad daraus machen können – es verdampfte mit einem lauten Zischen!Uns fiel ein, dass man ja zumindest das fenster öffnen könnte. Ja, das ging – hochschieben und den auf dem Fensterbrett befindlichen Vierkantklotz unter den Fensterrahmen stellen…
Wir hatten kaum unsere Koffer im Wagen verstaut beschäftigte mich bereits die nächste Frage: Wo bekamen wir jetzt in aller Herrgottsfrühe ein Frühstück her? Doch keine Panik! Wir fanden gleich um die Ecke ein kleines, aber feines Restaurant. Es nannte sich „Firefighter Inn“, sicher ein Treffpunkt für die Feuerwehrleute in diesem Ort. Sehr nett!
Wir bestellten uns, natürlich, ein Kanadisches Frühstück. Es war das Beste bisher und entschädigte uns ein wenig für die fürchterlichste Nacht, die hinter uns lag. Die Bedienung – bleiben wir doch beim Englischen – die waitress, ist allein aber superschnell. Und trotz der Eile sehr freundlich. Gäste die später hinzu kamen, warteten geduldig bis sie einen Tisch zugewiesen bekamen. Das Schild „Please wait to be seated“ wurde in allen Restaurants die wir in Kanada besuchten, sehr ernst genommen!. Toll!

Nach dem Frühstück fuhren wir zurück nach BANFF (4500 Einw. Stand 1995). Man erreicht diese Stadt auf dem TCH, dem man durch das BOW RIVER VALLEY Tal Richtung Südosten folgt. Das im Sommer noch mehr überquellende Ferienstädtchen entstand bereits kurz nach dem Bau der Canadian-Pacific-Railway, als die Bahngesellschaft 1886 das BANFF SPRINGS HOTEL nahe den heißen Quellen errichtete. Damit war Banffs Ruf als nobler Kurort begründet, der Grundstein für ein schnelles Wachstum gelegt. An der Hauptstraße, der Banff Avenue, drängen sich Restaurants, Sportgeschäfte so wie die schon angesprochenen Souvenirläden. Die wenigen Sehenswürdigkeiten im Ort sind schnell besucht: Das NATURAL HISTORY MUSEUM, das in lebensgroßen Szenen das Leben der Indianer nachstellt, und das WHITE MUSEUM OF THE CANADIAN ROCKIES zur Geschichte der Berge. Rings um den Ort warten weitere Attraktionen: Das ehrwürdige Banff Springs Hotel nahe den Wasserfällen des Bow River, welches wir besichtigen und vor allen Dingen fotografieren wollen. Doch das parken kostet einen lächerlichen Scheiß Dollar, den Sabine nicht zu zahlen gedenkt. Ich hätte liebend gern auf diesen Dollar verzichtet. Manchmal stellt sich diese Frau wirklich pissig an!


Kurz hinter dem Hotel, Sabine hat schon gewendet, sehen wir eine Pension mit dem berühmten „VACANCY“ Schild. Es heißt ELKHORN LODGE. Ich bin dafür sofort zu reservieren, doch Sabine meint Tanken wäre jetzt wichtiger. An der Fuel Station versucht sie dem Tankwart zu erklären, dass sie ein Problem mit den Scheibenwischern hätte. Der Mann hinter der Kasse holt auch tatsächlich einen Mechaniker, der sich die Sache einmal ansieht. Ich gebe ihm den vorsichtigen Tipp einmal die Sicherungen zu kontrollieren.Da schlägt er die Hände über den Kopf zusammen und beginnt mit seiner Arbeit.
Mittlerweile habe ich mir die Bedienungsanleitung aus dem Handschuhfach geholt und mir wurde schlagartig die Reaktion des Mannes begreiflich: Der müsste tatsächlich 120 (!) Sicherungen kontrollieren!
Doch nach dem Durchmessen derselbigen kommt er zum Schluss, dass wohl der Wischermotor defekt sein muss… (The wipermotor is broken…) Es wäre wohl das Beste wir würden den Wagen bei der nächsten „Hertz“ Vertretung, die sich im Banff-Springs-Hotel befand, tauschen. Nachdem wir uns überaus für den Service bedankt hatten, kehrten wir also zum Hotel zurück.
Der Hertz Vertreter ist sehr nett, hört sich geduldig unsere Situation an und es dauert keine halbe Stunde, da haben wir einen neuen Wagen und einen neuen Vertrag – … to the same conditions…) wie er uns versichert. Und wir sparen sogar noch einige Steuern, weil diese in Alberta nicht anfallen. Weil wir ja so große Koffer hatten, bekamen wir einen blauen GM Oldsmobile mit 3,1l Hubraum, 190 PS sowie sechs Zylindern – eine tolle Schleuder!…
Nachdem wir den Wagen im Parkdeck des Banff-Springs-Hotel mit unseren sämtlichen Klamotten eingepackt haben – die Koffer passen trotzdem noch knapper in den Kofferraum – ging es endlich zurück zur „Elkhorn Lodge“. Es war wie ein Wunder – es war immer noch „Vacancy“. Bei dem Glück haben wir natürlich sofort gebucht. So etwas wie die letzte Nacht sollte nie wieder passieren.

Weiter ging es danach auf dem TCH entlang zu unserem ersten Ziel des Tages: dem MORAINE LAKE. Es geht vorbei an wundervoll vergletscherten Bergstöcken in einer sagenhaften Umgebung. Wir konnten uns einfach nicht satt sehen an dieser überwältigenden Schönheit, die uns ringsum förmlich erschlug. Und um jedenfalls ein wenig vorwärts zu kommen, fotografierte ich durch die Windschutzscheibe hindurch. (Was für ein Frevel)…


Die Moraine Lake Road führte uns direkt zur Moraine Lake Lodge, dem Tourist Info Point am See. Ich fotografierte noch einige Hinweisschilder damit ich mich zu Hause in der Bilderflut auch wieder zurecht fand, bevor wir uns auf den Weg zum See machten.
Mir stockte der Atem und alles, was ich über diesen See gehört oder gelesen hatte, wurde übertroffen! Türkis schimmernd lag er umrahmt von zehn Dreitausendern in aller Stille vor mir. Der Schöpfer musste sich hier regelrecht ausgetobt oder einfach nur eine wundervolle Laune gehabt haben. Ich fotografierte wieder, was die Kamera hergab. Und um einen besseren Überblick über die ganze Szenerie zu bekommen, schlug ich mich über einen Berg von angelandeten Baumstämmen durch und kraxelte über unwegsames Berggelände. Oben angekommen, rang ich erst einmal nach Luft. Doch kaum kam ich wieder zur Atmung, stockte sie auch schon wieder; zunächst wegen der sprichwörtlichen atemberaubenden Aussicht, die man mit keiner Kamera der Welt hätte einfangen können, und zum anderen – es gab hier auch einen gemütlicheren Weg nach oben (!) Das kommt davon, wenn man wie ein wilder Stier durch die Landschaft tobt!
Ich stieg, nachdem ich alles was mein Herz begehrte, fotografiert hatte, diesen Weg hinab und traf mich am Ende mit Sabine wieder.


In Lake Louise, das am Ende einer kurzen Straße hoch über dem BOW RIVER VALLEY liegt, fotografiere ich den 2 Kilometer langen Bergsee, der zu Füßen des MOUNT VICTORIA (3464m) liegt und eines der beliebtesten Fotomotive in den Rockies ist. Im Vordergrund das milchig grüne Wasser, dahinter der Victoria-Gletscher der mächtig aussieht und steile Felswände. Direkt am Ufer des Sees, es gibt hier auch eine Kanuvermietung, erhebt sich das von Gartenanlagen umgebene renommierte Hotel CHATEAU LAKE LOUISE, Wanderwege führen am Nordufer des Sees entlang zu Aussichtspunkten in den Bergen. Im Hotel sieht es nicht minder gewaltiger aus: Viele kleine, aber sehr exklusive Läden bieten hier ihre nicht weniger exklusiven Waren an. Das witzigste Erlebnis war hier: In einem kanadischen Hotel spielt ein Österreicher auf einer Zither einen norddeutschen Shantie! Natürlich konnte man auch Music-Kassetten von ihm erwerben und unsere japanischen Freunde sprachen dem auch reichlich zu!


Draußen vor dem Chateau mache ich mich über die kleinen Streifenhörnchen, den Chipmunks, fototechnisch her die unablässig zwischen den großen Steinen am Ufer umher liefen. Einfach zu niedlich diese Gesellen.




Unser weiterer Weg führt uns auf dem ICEFIELD PARKWAY zum BOW LAKE. Auf dem Weg dort hin scheinen sich die smaragdgrünen Seen, schäumende Wasserfälle, gewaltige Hängegletscher und charakteristische Bergsilhouetten gegenseitig an Schönheit übertreffen zu wollen. Hinter jeder der seltenen Kurven, jedem Pass, eröffnete sich ein neuer Anblick auf grandiose Gebirgslandschaften. Dann taucht er links vom Fahrersitz auf: die Straße gleitet etwa für zwei Kilometer dicht an seinem Ufer entlang. Der Bow Lake; der vom Gletscher gleichen Namens gespeist wird und seinerseits den Bow River aus sich entlässt. Man sieht den Gletscher in blau-weißer Pracht oberhalb des Sees in den Bergen hängen. Er gehört zum riesigen Wapta-Eisfeld, das im nördlichen WAPUTIK GEBIRGE den steilen Nacken der Rockies deckt und seine Schmelzwasser sowohl nach Westen zum Pazifischen Ozean als auch nach Osten zum Altlantischen Ozean entsendet.






Die Straße setzt, wenn man das Seeufer verlassen hat, zu einer letzten Steigung an. Geschafft, endlich! Der BOW PASS ist oben am Pass auf 2070m angestiegen und senkt sich nun wieder. Der Automotor arbeitet mühelos. Nach einer weit geschwungenen S-Kurve nähert sich die Straße dem Ostzipfel eines neuen Sees, der sicherlich einen der schönsten in der Abfolge von juwelenhaft vollkommenen Seen darstellt, die an dieser in ganz Kanada oder sogar Nordamerika, ja der ganzen Welt unübertroffenen Straße, dem ICEFIELD PARKWAY, dem Reisenden immer neue Seufzer der Ausdrucke des Entzückens entlockt: PEYTO LAKE!
Hier haben wir dem Auto für eine Stunde Ruhe gegönnt und uns dem Fußweg anvertraut, der zu einem Aussichtspunkt über den See führt. Tief eingebettet ruht er zwischen den Wäldern des hier wieder breiter gewordenen Tals. Sein Wasser schimmert wie alle See türkisfarben und übertrifft an Leuchtkraft – von innen heraus sozusagen – jeden Edelstein. Waghalsige mögen über einen sehr steilen Weg der immerhin 250m Höhenunterschied überwindet, bis zum Seeufer hinunter klettern, durch einen dicht verwachsenen subalpinen Wald.
Von einem Aussichtspunkt her gesehen, etwa zweieinhalb Kilometer auf der Straße weiter jenseits der Passhöhe, scheint der See wie ein Balkon über dem Tal des MISTAYA FLUSSES zu hängen, der aus dem Peyto Lake nordwestwärts über grobe Felsen glasig klar und silbern schäumend bergab springt.


Der See erhielt seinen ungewöhnlichen Namen nach einem Waldläufer namens Bill Peyto, der um die letzte Jahrhundertwende, als diese Berge und Täler noch einsame Wildnis waren und jeden, der sie kennen lern wollte, viel Mut und Mühe abverlangten, als der Einzige galt, der sie Gewässer, Gebirge, und Gletscher dieser grandiosen Gegend gründlich kannte und deshalb Fremde führen konnte.
Bill Peyto erlangte mit der Zeit einen weithin geltenden Ruf, und als man im schnell aufstrebenden und Berühmtheit gewinnendem Banff einen Parkaufseher und Bewahrer suchte, da die Zahl der Besucher, darunter manch ein Unkluger und Vorwitziger, schnell zunahm, konnte man keinen besseren dazu ernennen als den wildnis- und bergerfahrenen Peyto. Um sein Andenken zu bewahren, erhielt der schönste der vielen Seen an der Straße nach Jasper seinen Namen.
Oben am Ziel angekommen musste ich auch gleich einen Koreaner mit dem See im Hintergrund fotografieren – anderen Besuchern fiel das Gleiche ein, so kam ich gar nicht dazu selbst Bilder zu machen. Viele Deutsche sind hier oben und wir hatten wohl alle eines gemeinsam: Wir konnten uns einfach nicht von diesem Anblick los reißen.
Doch es wird zunehmend dunkler und wir müssen gezwungenermaßen langsam an den Abstieg denken. Zumal wir im Moment nicht von einem Ehepaar los kamen, welches wir schon beim Aufstieg kennen lernten. Die Unterhaltung wurde nun fortgesetzt. Ich hatte andere Probleme: Mich nerven die vielen Mücken! Doch alles hat einmal ein Ende, und wir treten von Hunger getrieben den Heimweg zurück in die Elkhorn Lodge nach Banff an.

Wir entschließen uns in das gleiche Lokal wie gestern zu gehen. Und dort angekommen bestelle ich mir natürlich gleich Two orders of Chicken wings, diesmal mit einem Glas Bier, die wings diesmal allerdings nicht so scharf wie gestern.
Nach einiger Zeit, so ungefähr bis ein Glas Bier alle ist, entscheide ich mich für ein weiteres – hätte ich besser nicht tun sollen. Doch mir gingen an diesem Abend, sogar in dieser Spelunke, oder gerade derswegen, die unausstehlichen „Ruhrpott Yankees“ auf die Nerven. Und wenn diese dann auch noch mit unseren ostdeutschen Kollegen zusammen treffen, kann man getrost das Lokal verlassen. Jedweder Appetit oder Durst ist dann wie weggeblasen. Etwas Schrecklicheres ist uns in ganz B.C. Nicht passiert.
Wir versuchen also diese Anhäufung von Peinlichkeiten zu ignorieren indem wir einen ganzen Schwung Postkarten schreiben. Aber dennoch: Einige Stunden später zieht es uns doch in unsere Unterkunft.
Wir fallen in verflucht weiche Betten und in einen tiefen traumlosen Schlaf.
Canada 1995.5
20.09.1995 6.24 Uhr Golden



Wir haben doch tatsächlich Frost hier oben! Minus 3 Grad Celsius und keinen Eiskratzer. Da musste eben mal die Scheckkarte herhalten! Das ging auch ganz gut. Mit dem Frühstück hatten wir zum ersten Mal Probleme. Natürlich sind wir wieder bei A&W eingekehrt: Das Restaurant stand auf der anderen Seite des TCH und der Parkplatz war belagert von vielen riesigen Trucks, die langsam zum Leben erwachten.
Sabine bestellt wieder zwei Kanadische Frühstück, wie am Tag zuvor in Kelowna. Doch als wir statt des erhofften „Nationalgerichts“ zwei Hamburger mit Kartoffelröstis bekommen, zieht sie eine Schnute. Nach einigem Hin und Her erfahren wir, dass sie falsch bestellt hat. Die Fastfoodkette hatte kurzfristig das Angebot umgestellt. Die waitress fackelte aber nicht lange und tauschte alles um. Kurz darauf bekamen wir dann unser erwünschtes „Holzfällerfrühstück“. Nachdem mein Kakao und Sabines Kaffee leer sind, gehe ich los um Nachschub zu holen. Als ich den bezahlen will verneint unsere waitress und erklärt uns, dass das Nachschenken (Refill) kostenlos ist. Man bekommt tatsächlich so lange nachgeschenkt bis es aus den Ohren wieder raus kommt. Und das alles für einen Can$. Bei uns in Germany völlig undenkbar. Nach dem Frühstück gebe ich der waitress 2 Can$ Trinkgeld, worüber sie sich sichtlich freut, denn es ist ganz und gar unüblich in einem Schnellimbiss Trinkgeld zu geben. Wieder auf dem Motelzimmer, versuche ich Sabines Mutter anzurufen. Beim ersten Mal ein totales Tohowabohu. Dauernd schaltet sich der Oparator ein, weil ich irgendetwas falsch mache! Doch beim xten Versuch tippe ich die richige Nummer ein und die Verbindung ist so gut, als würde ich mal eben um die Ecke telefonieren. Phantastisch!
Es ist 9.30 Uhr. Golden, das wie Revelstoke als Eisenbahncamp gegründet wurde, liegt umrahmt von Bergen am Oberlauf des Columbia River. Der Strom fließt hier von Süd nach Nord durch den Rocky Mountain Trench, einem großen Grabenbruch zwischen den Columbia Mountains im Westen und den Rocky Mountains im Osten.
Wir fahren hinaus in die noch kalte Morgensonne. Die Luft ist klar und sauber, nur einige Nebelwolken über den Bergen trüben noch die Sicht. Insgesamt sind wir heute nur 200 Kilometer gefahren, die sich aber mehr als gelohnt haben. Hinter jeder der doch recht seltenen Kurven beeindrucken die Berge von Neuem. Wir hätten alle 5 Minuten anhalten können um zu fotografieren. Nur wenige Kilometer stromabwärts von Golden beginnt der vom MICA DAM aufgestaute, 200km lange KINBASKET LAKE, in dem der Fluss das Hindernis der Columbia Mountains in weitem Bogen umgeht. Die Eisenbahn spielt bis heute eine wichtige Rolle im Wirtschaftsleben der Stadt, ebenso die Holzindustrie – die kahlen Hänge links und rechts des Columbia River zeigen es deutlich. Golden ist aber auch ein beliebter Ausgangspunkt für Angler und Wanderer, die sich für ihre Touren in die umliegenden Bergregionen ausrüsten.




Wir fahren nun weiter auf dem TCH, der jetzt dem schmalen, charakteristischen V-Tal des „KICKING HORSE RIVER folgt, zwischen steilen Sandstein- und Schieferhängen hinauf in die Rocky Mountains. Nach 25km erreichen wir den vom Massentourismus kaum berührten YOHO NP. Hier war dann auch unser erster sehr interessanter Halt im Einzugsgebiet der Rockies. Der 1313m² große, 1886 gegründete Park birgt eine grandiose Hochgebirgslandschaft. Der Name „YOHO“ stammt aus der Sprache der Cree-Indianer und drückt Bewunderung aus, etwa „OH!“ im Deutschen.

Tatsächlich ist die Natur hier teilweise noch bizarrer und spektakulärer als in den anderen Nationalparks der Rocky Mountains: die Täler enger, die Wasserfälle höher, die Flüsse reißender. Ein ausgedehntes Netz von Wanderwegen erschließt die aparten Schönheiten. Unter Wissenschaftlern ist der Park für seine weltweit einmaligen Funde von Fossilien im BURGESS SHALE berühmt: über 100 verschiedene Meerestiere, die hier vor 530 Mio Jahren im Schlamm eines urzeitlichen Meeres lebten.
Unser erster Weg führt uns an diesem kalten Morgen zu den Wapta Falls.
Aber bis wir die erreichen, müssen wir noch 2,4 km zu Fuß gehen und Sabine wünsche sich einmal mehr warme Handschuhe – zu Anfang jedenfalls.
Hier gab es Eichhörnchen und wir gaben uns von nun an jedes Mal einen Punkt, wer dann eines gesichtet hatte. Schon nach kurzer Zeit stand es 3:1 für Sabine. Das wir aber später noch sehr viel mehr sehen sollten, dass man sie kaum zählen konnte – das wussten wir an diesem Tag noch nicht. Am Ziel unseres Weges wurden wir mit einem kleinen, doch sehr fotogenen Wasserfall belohnt. Allein, was den Hintergrund anging. (Leider gab es nur abgesperrte Aussichtspunkte, was für ein wirklich gutes Foto nicht gerade förderlich war). Doch was scherten mich Absperrungen! Als wir uns satt gesehen haben, müssen wir erst einmal wieder 2,4 Kilometer zurück legen, um zu unserem Auto zurück zu gelangen.


Bei FIELD – der einzigen Ortschaft im Park -, zweigt eine rund 10km lange Seitenstraße ab, auf der man zunächst zu einer natürlichen Felsenbrücke kommt – (Auch hier musste ich natürlich direkt auf diese Steinbrücke, während andere sie nur aus der Ferne sahen) unter der der Kicking Horse River hindurch tost.





Von dort aus fahren wir weiter in Richtung Provinz ALBERTA. Und es ging nahtlos weiter: wir wurden von wundervoller Landschaft um uns herum erschlagen. Bald erreichten wir das Besucherzentrum in dieser Provinz. Neugierig schauen wir uns in diesem Gebäude um; was wohl der nächste Abschnitt unserer Reise bringen würde? Leider gab es dabei auch schon viele Sachen, die wir einfach versäumt hatten. 😦 Vorbei gefahren, nicht gewusst…
Und so bitte ich Sabine, zumindest bis zum EMERALD LAKE zurück zu fahren. Dieser hatte mich in der Touris Info sehr eingenommen; auf den Dias sah das einfach toll aus und ich fand es lohnend, ihn auch in Natura gesehen zu haben, bevor es weiter ging.
Und es hat sich gelohnt! Türkis schimmernd lag er wie ein Juwel am Ende der Straße, eingefasst von Berggipfeln und Gletschern. Ein erhabener Anblick! Auf dem zweistündigen Rundwanderweg um den See genossen wir das majestätische Panorama in aller Stille.


Etwas nördlich von Field zweigt vom TCH eine weitere Seitenstraße ab, die in engen Haarnadelkurven die steilen Wände des YOHO VALLEY hinauf steigt. Tief in diesem Tal versteckt tosen die 384m hohen TAKAKAW FALLS, die wir leider nicht gesehen haben, von den Felsen herab. Im Yoho Valley beginnen ausgezeichnete Wanderwege zu den Bergseen und und Gletschern im Hinterland.
Kaum waren wir zurück auf dem Highway sah man links eine gut ausgebaute Parkbucht; ein sicheres Zeichen für eine weitere Attraktion: Von einer Aussichtsplattform bietet sich ein schöner Blick auf die schroffe Steilwand des MOUNT STEPHEN (3199m) und auf die Gleise der Canadian -Pazifik-Railroad. Hier können wir (wenn man es nicht weiß, Pech) ein ansonsten recht häufiges Schauspiel verfolgen und fotografieren: Einen Güterzug mit mindestens 111 Anhängern (!). Was hier eigentlich abläuft wurde uns erst bewusst, als eine junge Frau deutscher Herkunft mit wortgewaltigen Ausdrücken erklärte, wie das mit den SPIRALTUNNELN funktionierte.. Spiraltunnel – da hatte ich zum ersten Mal etwas in Revelstoke im Museum gelesen.
Also, das geht so:
Auf einer Trasse über uns hören wir einen Zug schon tuten. Er wird in den nächsten Augenblicken in unser Blickfeld kommen. Da in diesem Teilstück sehr große Höhenunterschiede zu bewältigen sind, baute man die dazu nötigen Spiraltunnel.
Sie waren unumgänglich, um in die andere Richtung den Aufstieg zum Kicking Horse zu ermöglichen. Immerhin hat der Pass eine Höhe von 1647 Metern.
Dieser Zug wurde von drei (!) Lokomotiven gezogen. Zwei vorn und die dritte in der Mitte. Das Ding war so lang, dass es an drei Stellen der Serpentinenstrecke gleichzeitig zu sehen war.
Gigantisch!



Parallel zu den Schienen überquert der TCH den Grat der Rocky Mountains und erreicht den BANFF NP in der Provinz Alberta. ICH entschied, dass wir da zuerst hin fuhren. Hätten wir das nur nicht getan! Banff quoll über vor Asiaten, in der Häufigkeit Japaner! Nicht nur als Besucher – weit gefehlt. Viel schlimmer! Sämtliche Andenken und Souvenirläden wurden ausnahmslos von Asiaten geführt. Es war wie ein schrecklicher Alptraum – weit schlimmer als Oberammergau! Denn- es gab, wie dorten auch, eine Christmas World für’s ganze Jahr. Der Kitsch übertrifft in der Stadt Banff aber einfach alles! Ich will nach den ersten vier Läden nur noch weg! Und Sabine sucht in der Tourist Information nach einer Bleibe für die Nacht…
Diesmal kamen wir in die verteufelte Lage, dass in der „näheren Umgebung“ alles ausgebucht war. Was nun?
Der freundliche Mensch im Info Center schickte uns zunächst nach CANMORE, 25km von Banff entfernt. Es könnte ja sein, dass dort mit etwas Glück noch ein Zimmer frei wäre. Doch wie dem auch sei: Zuvor brauchten wir etwas zwischen die Zähne.






Ich kam um vor Hunger! Hier gab es dann zum dritten Mal Chicken wings, und weil ich nicht wusste, wie groß die Portionen sein würden, gleich two orders of…
War auch kein Fehler, doch die Portionen waren riesig. 18 Wings für 13 Can$. Sabine hatte sich in ein noch heißeres Nest gesetzt: Sie hatte sich für etwas Thailändisches entschieden: Megascharf! Die Arme! Sie hat sich fürchterlich das Maul verbrannt! Nichts für ungut, aber meine Wings waren auch nicht von schlechten Eltern. Aber lieber HOT als mit Blauschimmelkäse, ehrlich!
Nach dem Essen begann eine kleine Odyssee nach und durch Canmore. Wir irrten lange durch die völlig fremde und abgeschiedene Stadt, und fanden trotz intensiver Suche – nichts! Nur langsam musste etwas geschehen: Entweder weiter fahren oder das Zimmer nehmen, welches wir bei einem fragwürdigen Motel entdeckt hatten.
Sabine überlegte nicht lange und fuhr auf den nächstbesten Parkplatz. Wir hatten uns entschlossen, das Zimmer wenigstens anzusehen.
Wir traten ein in eine Art Kneipe und ich fühlte mich um Jahrzehnte zurück versetzt. James Dean ließ grüßen! Da saßen Männer und Frauen sich an kleinen Tischen gegenüber und waren mit irgendetwas beschäftigt. Alles war in schreiendem Rot und düsteren Schwarz eingerichtet. Zu bestimmten Zeiten wurden hier wohl Rock’n’Roll Tanzwettbewerbe abgehalten, denn viele Fotos an den Wänden schlossen darauf.
Etwas unsicher gingen wir also zu dem Wirt, oder was auch immer dieser Mensch darstellte zu, und fragten nach einem Zimmer. Ja, er hatte noch eines. Doch Sabine wollte es zunächst einmal sehen. Was für eine Frage! Als ob wir das jetzt noch ändern könnten. In der Lage in der wir uns befanden, war keine Wahlmöglichkeit vorhanden.
Aber gut, wir und der Wirt willigten ein und begaben uns über eine immens quietschende und knarrenden Treppe nach oben. Ich hatte das Gefühl, das seit dem Goldrausch im Klondike hier nichts mehr getan worden ist. Es ging vorbei an einem Bathroom (!) den man vor Dreck und Enge leider nicht betreten konnte; an Toiletten, denen man von außen ansah, dass man sie lieber nicht benutzen sollte und vorbei an Zimmern, die mit allen möglichen Geräuschen, meist sehr laut, angereichert waren. Ich schloss also unser nächtliches Paradies auf: Es war ein Alptraum, aber einigermaßen sauber. Dennoch: Wir kamen uns vor wie in einem schlechten Western! Sabine wollte am liebsten flüchten, wusste aber nicht wohin. Und so gab es nur eine Alternative: Draußen im Auto übernachten – bei Frost und ohne Decke!
Also nahmen wir zähneknirschend das Kämmerchen, was sollte man auch für 38Can$ mehr verlangen, und versuchten uns einigermaßen einzurichten. Doch an Schlafen war überhaupt nicht zu denken. Die anwesenden Gäste knallten die ganze Nacht erbarmungslos mit den Türen, Musik aus der unter uns befindlichen Bar dröhnte nach oben und damit das Glück auch vollkommen war, auch noch Musik aus einigen Gettoblastern aus verschiedenen Zimmern zu uns hinein. Es war wirklich eine seltsame Horrornacht!
Canada 1995.4
19.09.1995 Kelowna, Revelstoke und Golden

Heute morgen sind wir aus Kelowna erst um 8.00 Uhr (!) los gefahren. Nachdem wir unsere Koffer im Auto verstaut hatten, suchten wir die Tankstelle im Ort auf. 55 CanCent, fast 60 Pfennig, kostet hier der Liter Benzin. Doch bis ich den Tankverschluss endlich auf hatte, sollte noch einige Zeit vergehen. Bis mir ein zu Hilfe gerufener Kanadier erklärte, wie man das Ding auf bekam: Push (!) and Turn. Und ich war nur am Turnen, da konnte das Ding natürlich nicht auf gehen. (Zur Beachtung: Ich habe bis dahin und auch noch viele Jahre danach keinen Führerschein fürs Auto gehabt… also bitte nicht lachen!) Also dann: Tank voll gemacht und weiter ging es Richtung Nordosten. Nördlich von Kelowna wechselt der Hwy.97 in ein Paralleltal des Okanagan Valley. Und in WHINFIELD kann man die große Whiskybrennerei HIRAM WALKER & SONS besuchen, in der unter anderem die Traditionsmarke „Canadian Club“ destilliert wird. Durch die Brennerei gibt es Führungen, doch zunächst ließen wir uns von unserem Hunger in ein Restaurant führen: A&W, eine Fastfoodkette wie Mc Donalds hatten wir uns auserkoren. Und wieder wählten wir ein Kanadisches Frühstück. Die Bestellung wurde von einer sehr netten Dame hinter der Kasse entgegen genommen.
Nach dem Frühstück ging dann weiter in Richtung VERNON (23.500 Einw.) einen vom Tourismus noch nicht entdecktem Farmort am Nordende des Okanagan Valley. Dort lohnt die Besichtigung der O’Keefe Ranch – sagt unser Reiseführer, doch man muss eines wissen: Wenn der Hinweis kommt, genau dann abzubiegen, wenn es ersichtlich ist, dann sollte man dies tun, es gibt niemals eine zweite Möglichkeit, und so sind wir an der Abfahrt vorbei gerauscht :-(. Und auf dem Highway wenden ist verboten.
Die originalgetreu restaurierte Pionierranch von 1867 ist heute ein Museumsdorf mit General Store, Siedlerhäusern und viel Westernflair. Irgendwie bereue ich es doch, es mir nicht angesehen zu haben…
Farmland mit saftig grünen Wiesen (wenn es nicht regnet, werden die tatsächlich mit Riesenrädrigen Bewässerungssystemen mit Wasser berieselt), begleiten den Highway 97A nach SICAMOUS (2500 Einw. Stand immer noch 1995 :-), das an der Kreuzung mit dem TCH liegt. Der kleine Ort ist Ausgangspunkt für Wassertouren auf dem SHUSWAPE LAKE, einem weit verzweigten See, dessen Uferlinie über 1000 km (!) lang ist. Da nur wenige Straßen durch die dicht bewaldeten Hügel führen, kann man per Houseboat in diesem Wasserlabyrinth herrliche Wildnisferien verbringen.
In der Nähe dieses Sees genehmigt sich Sabine eine Schlafpause.

Geht einfach mit meiner Jacke als Kopfkissen ans Ufer und legt sich schlafen! Damit mir derweil nicht allzu langweilig wurde, erkunde ich die nähere Umgebung, immer mit einem Auge auf unser Fahrzeug. Man konnte ja nie wissen. .. So kam ich auf der Suche nach einem guten Fotomotiv durch ein bachbett, welches man trockenen Fußes über umgestürzte Bäume überqueren konnte. Doch auch auf der anderen Seite sah es nicht viel gewaltiger aus… Also wieder zurück. Und dort schglug ich mir die zeit mit Libellen beobachten tot. Poooh, war mir langweilig! Aber… diese Ruhe…



Große Waldgebiete kennzeichnen den Weg entlang der transkontinentalen Bahnlinie hinauf in die MONASHEE MOUNTAINS. Nach etwa 30km auf dem TCH passiert man GRAIGELLACHIE. Der schottisch klingende Name steht nicht für eine Siedlung, sondern für ein Ereignis von historischer Bedeutung: Am 7. November 1885 wurde an dieser Stelle der letzte Nagel (the last pike) in die Schwellen der Trans-Canada-Eisenbahnlinie geschlagen. So stolz ist man darauf, dass man diesen letzten nagel, überall in dieser Gegend, vergoldet kaufen kann!
Fast 15 Jahre hatte es gedauert, bis der Osten und der Westen verkehrsmäßig verbunden waren – eine wichtige Voraussetzung für die Einheit des Landes. Auch der Holzumschlagplatz REVELSTOKE (7.700 Einw.), den wir jetzt anliefen, verdankt seiner Existenz der Bahn. Er wurde als Arbeitercamp gegründet und nach dem englischen Bankier Lord Revelstoke benannt. Der Ort liegt auf einer Ufertrasse des mächtigen, 1930km langen Columbia River, der von hier nach Süden in die USA fließt, um im Staat Oregon in den pazifik zu münden. Technikinteressierte können 10km nördlich des Ortes den REVELSTOKE DAM oder 138km weiter stromaufwärts den 242m hohen MICA DAM besuchen, einem der größten Staudämme Westkanadas. Wir zogen allerdings ein anderes Programm durch.: Da ich nicht ganz unbeleckt bin, was Eisenbahn – und deren Geschichte angeht, besuchten wir das Revelstoke Railway Museum.

Viele Bilder entstanden von der sich darin befindenden Lokomotive. Ein gewaltiges schwarzes Monstrum. An den Wänden rings um den doppelstöckigen Bau hingen viele Zeichnungen und auch alte Fotos die vom beschwerlichem Bau der Eisenbahnlinie zeugten. Unter anderem steht da auch eine Bohrvorrichtung zum Bohren von Verbindungslöchern in die Gleisstränge. Ich habe mein Glück auch mal versucht. Gar nicht so einfach die beiden Handkurbeln, die links und rechts angebracht waren, so schnell zu drehen, dass auch Späne abgenommen wurden. Die Sache funktionierte, aber gleichzeitig wurde mir bewusst, was für Strapazen und Mühen die Menschen damals auf sich genommen haben.





Anschließend fuhren wir noch einmal in die hübsche kleine Innenstadt und Sabine wunderte sich über die Aufteilung der Straßen im Schachbrettmuster. Und ich wunderte mich über die schon fast abnormale Toleranz der Fußgänger gegenüber. (Doch das war nicht nur hier so, sondern überall! Auch in der 1,5 Mio. Stadt Vancouver (Stand 1995)
Von Revelstoke steigt der Highway 1 hinauf in die COLUMBIA MOUNTAINS. Diese Bergmassiv dehnt sich etwa an der Grenze zu den USA 600km weit nach Norden, parallel zu den weiter östlich liegenden ROCKY MOUNTAINS aus. Gletscher und Gebirgsbäche haben im Lauf der Jahrtausende charakteristische Täler in das alte metamorphe Gneis- und Schiefergestein gegraben. Bis heute ist die über 3000m hohe SIR DONALD RANGE die höchste Kette dieser abweisenden Gebirgsregion, nahezu unzugänglich. Allein die Eisenbahnlinie und der erst 1962 gebaute Trans-Canada-Highway durchschneiden die einsame Bergwildnis. Im Winter ist die Straße durch die extrem hohen Niederschläge (10m Schneefall sind normal) von Lawinen bedroht und muss öfters geschlossen werden.



Erst 1881 drang der erste Mensch in die auch von den Indianern gemiedene Bergwelt vor: Major A.B. Rogers suchte für die CANADIAN-PACIFIC-EISENBAHNGESELLSCHAFT nach dem Weg über die SELKIRK MOUNTAINS, das Herzstück der Columbias, und entdeckte jenen Pass, der nach ihm benannt wurde. Seither hat sich wenig geändert, und damit dies auch so bleibt, hat die kanadische Regierung zwei Nationalparks eingerichtet, durch die der Highway 1 führt. Der mit nur 260km² relativ kleine MOUNT REVELSTOKE NP wurde 1914 durch eine Initiative der Bewohner des nahen Revelstoke gegründet. Sehr empfehlenswert ist eine Fahrt auf der 26km langen Stichstraße zum Gipfel des 1938m hohen MNT. REVELSTOKE, auf dem man ein gut ausgebautes Netz von Wanderwegen findet. Während der Fahrt auf den Berg kann man sehr schön die verschiedenen Vegetationszonen der Columbia-Mountains verfolgen: Mischwald mit Nadelbäumen, Birken und Pappeln unten in den Tälern, ab 1200m dominieren Engelmann-Tannen und Fichten; auf 1600m erreicht man die subalpine Zone der Bergwiesen. Nur 3 Monate, von Mitte Juni bis September dauert hier der Sommer, doch in dieser zeit verwandeln über 100 Wildblumenarten die karge Gebirgswelt in ein buntes Farbenmeer. Wieder zurück im tal lernt man, ausgehend vom Giant-Cedar-Picknickplatz am TCH, eine völlig andere Vegetationszone kennen: Ein Fußweg verschafft Eintritt in den saftig grünen Columbia Regenwald mit hohen Farnen.
Einige Kilometer weiter östlich beginnt dann der CLACIER NATIONAL PARK.

Der schon 1868, kurz nach dem bau der Eisenbahnlinie gegründete Park umfasst 1350km² in den Selkirk Mountains. Seine Gletscher – über 140 – verhalfen ihm zu seinen Namen. (Stand 1995) Rund 12% des Gebietes sind vom ewigen Eis bedeckt. Wer sich von den häufigen Niederschlägen nicht abschrecken lässt – statistisch gesehen regnet oder schneit es am Westhang der Berge an zwei von drei Tagen -, dringt auf Wanderwegen (insgesamt 140km) tiefer in die grandiose Bergwelt ein. Vorsicht ist allerdings angebracht: Schwarzbären und sogar Grizzlys schätzen das Nahrungsangebot und die Einsamkeit des Parks und sind hier zahlreicher, als in anderen Regionen Kanadas.

Weiter auf dem TCH folgen wir dem Tal des ILLECILLEWAET RIVER stromaufwärts zur Passhöhe. Dort steht vor der Kulisse der steilen, bizarren Sir Donald Range ein Denkmal aus zwei gekreuzten Holzbögen, das an die Fertigstellung des Highway im Jahre 1962 erinnert. Die Eisenbahnlinie wurde nach zahllosen Lawinenunglücksfällen 1916 in einen 8km langen Tunnel unter den Pass verlegt. Im Besucherzentrum neben dem Denkmal sind eine Ausstellung und Filme über den Bau der Bahnlinie und der Straße zu sehen. Mehrere Überdachungen schützen den TCH auf seinem Weg vom Pass hinab ins Tal des BEAVER RIVER vor Lawinen. Die Betonfundamente am Straßenrand dienen der Kanadischen Armee im Winter als Standort für Geschütze, mit denen sie gefährliche Schneebretter abschießt, bevor sie unkontrolliert als Lawinen zu Tal gehen.


21.30Uhr. Wir erreichen GOLDEN (3800 Einw. Stand 1995) und haben wieder ein Super Motel gefunden. Es heißt SELKIRK INN und ist genauso teuer (oder günstig) wie in Penticton. Die Betten sind für eine Person mal wieder viel zu groß, das heißt, eigentlich kann man bequem mit 4 Personen in einem Raum schlafen. Hier haben wir dann auch zu Abend gegessen. Chicken Wings, was sonst? Die Portion sieht eigentlich nicht nach viel aus, macht aber doch satt. Und wenn man dies auf deutsche Verhältnisse überträgt, kann man hier doch sehr günstig essen. Wir sind jedenfalls pappsatt geworden. Und immer wieder wundere ich mich über die extreme Freundlichkeit der Menschen hier. Und dazu kommt noch, dass sie sehr hilfsbereit sind. Einen Wermutstropfen hatte das Ganze dann doch noch: Das Motel stand direkt neben einem Papier verarbeitenden Betrieb. Nun, wir haben den Geruch überlebt und schlecht geschlafen haben wir auch nicht.