Das Gebiet der Stadt Kappeln erstreckt sich am Übergang der Schlei im Südosten der Halbinsel Angeln und, seit der Eingemeindung von Olpenitz, zudem auf dem südlichen Ufer der Schlei auch im Norden der Halbinsel Schwansen bis an den Küstenstreifen der offenen Ostsee heran.
Wie unterschiedlich sind die Auffassungen der Einheimischen und der Touristen zu dieser Veranstaltung?

Ich bin seit einigen Jahrzehnten Bewohner der Halbinsel Schwansen. Gleichzeitig komme ich mir aber auch als Tourist in Kappeln, das zu einem Teil der Halbinsel Angeln gehört, vor. Ich kenne keinen Menschen in Kappeln persönlich.Also muss ich mir eine Meinung bilden als Tourist. Wie wirken also die Kappelner Heringstage auf mich als Tourist… Spannende Frage.
Wenn ich als Großstädter antworten sollte, nehmen wir mal an, als Hamburger, würde ich sagen: Niedlich! Oder was die Parksituation in den belebten Zeit angeht: Fein! Wie zu Hause! 🙂
Da ich aber auch als Bewohner dieser Region eine Anmerkung abgeben möchte: Allet nich so dolle! Hauptsächlich besteht der ganze Tanz aus Fressbuden, wie sie bei jeder Kirmes zu finden sind. Ob nun auf den Fischmärkten oder Jahrmärkten der Dörfer… man trifft sie immer wieder.
Abgesehen davon eben auch die anderen Attraktionen, die mich selbst nicht zu dieser Veranstaltung auch nur heraus locken könnten.
Es gibt ihn gebraten oder geräuchert, grün oder gesalzen, eingelegt oder als Salat. Je nach Verarbeitung heißt er dann Rollmops, Matjes, Bismarckhering, Brathering oder Bückling. Der facettenreiche, vielleicht vielfältigste Fisch der Welt, der Hering, ist in Kappeln in aller Munde – und das Wahrzeichen der Stadt. Vor mehr als 40 Jahren widmete man ihm zu Ehren daher ein Volksfest, die Kappelner Heringstage. Seither ist die Stadt jährlich zu Christi Himmelfahrt für vier Tage im Heringsfieber.
Geladene Prominente und Persönlichkeiten aus ganz Schleswig-Holstein reisen an, um bei der berühmten „Heringswette“ mitzumachen. Es geht darum, das Gewicht des Fischfangs zu schätzen. Wer am realen Fangergebnis am dichtesten dran ist, wird für ein Jahr Heringskönigin oder Heringskönig von Kappeln. Dies ist traditionell der Auftakt zu den Kappelner Heringstagen.
Jedes Jahr zu den Heringstagen, steht also zunächst der „Ellenberger Heringszaun“ im Mittelpunkt des Geschehens. Hier in Kappeln befindet sich der letzte funktionstüchtige Heringszaun in ganz Europa und wahrscheinlich auch der ganzen Welt.
Der Heringszaun stammt aus dem 15. Jahrhundert und stellt eine verblüffend einfache Methode des Fischfangs dar. Der Zaun besteht aus Pfählen, die in den Fördegrund gerammt und mit Flechtwerk miteinander verbunden sind. So entstehen für die Heringe undurchdringbare Mauern die trichterförmig zulaufen und die Fische werden an das schmale Ende des Zaunes geleitet, an dem sich ein Netz befindet. Durch die heutigen modernen Fischmethoden und den stetigen Rückgang des Fischreichtums wird der Heringszaun inzwischen nicht mehr wirtschaftlich genutzt.
Der Verschönerungsverein Kappeln hat es sich zum Hauptanliegen gemacht, dieses einzigartige Denkmal des uralten Fischfangs zu erhalten.
So viel zur Geschichte des Ganzen. Nun ist es aber so, dass mich das Alles nur am Rande interessiert. Viel interessanter sind die Menschen an diesem Ort – und ich meine damit die Eingeborenen.
Fangen wir mal ganz von vorn an. Ich bin mit der besten Frau von allen abends so gegen 20.00 Uhr dort aufgeschlagen. Und siehe da: Massig freie Parkplätze… 🙂 aber der Lärm von der Band auf einer Lifebühne am Hafen ließ mich schon wieder die Stirn runzeln. Denn, auch wenn diese Band, genannt die Donnerloch Boyz aus Koblenz…
Gold und Platin-Auszeichnungen für über
10 Millionen verkaufte Tonträger, über 2.800
Live-Auftritte auf vier Kontinenten und in
60 Ländern der Erde, 16 Studioalben,
unzählige Titelbilder auf allen relevanten
Musik-Magazinen und Millionen begeisterte
Groupies sowie Fans auf der ganzen Welt.
Aber ich hörte nur Lärm… Verstehe sowieso nicht, wie man auf so einer kleinen Bühne so eine unglaubliche Lautstärke abfeuern muss… werde ich nie verstehen. Krampfhaft versuchte der Sänger der Truppe die Massen (?) in Stimmung zu versetzen. Nun, da hatte allein das Wetter schon einiges dagegen. Es war kühl, sehr kühl… In spätestens 10 Minuten ist man den Parcour der Fressbuden durch, ach nein, halt, da gab es ja noch ein Riesenrad… etwas höher als ein Laternenpfahl… das das Ganze ein wenig auflockerte. Dorf halt… 🙂 Das Ding drehte sich, aber niemand saß in den Gondeln. Hm… Viel interessanter waren da doch die ganzen Jachten, die da vor Anker lagen. Bei manchen fragte nicht nur ich mich… Warum klagen die Leute das alles teurer wird… da lagen insgesamt Millionen rum. Auch angesichts der Tatsache, dass Kappeln nicht nur einen Hafen hatte und vor allen Dingen alle anderen Küstenstädte drum herum auch nicht. Sei es nun Eckernförde, Kiel oder Schleswig… Arnis, die kleinste Stadt Deutschlands ebenso wenig wie Flensburg… Man fragte sich unweigerlich; wo kommt das ganze Geld dafür her.
So schlecht kann es uns doch gar nicht gehen. Was dann noch weitere Fragen aufwirft ist dieses Gesülze von: Alles wird teurer, selbst bei ALDI kann ich mir den Käse nicht mehr leisten. Sprachs und stieg in einen Audi Q5, wahrscheinlich mit synthetischen Langlauf Motoröl für 65 Euro der Liter. Da entgleist mir immer alles völlig… Irgendwie wird da die Priorität völlig falsch gesetzt.
Doch ich schweife ab. Es geht ja um die Kappelner Heringstage. Ähäm…
Weil ich noch im Garten zu tun hatte, Rasen mähen und ein wenig aufräumen, hatten wir Hunger bekommen, doch an eine von den Buden wollten wir Beide nicht. Komischerweise hatten die meisten Restaurants schon geschlossen (!) Doch eines hatte auf. Das hat immer auf… 🙂 Die Fährschänke. Auf die kann man sich verlassen. Ich, oder besser wir, waren erst einmal in diesem Lokal. Auch auf den Heringstagen und auch draußen im „Zelt“. Denn drinnen war es brechend voll.
Als wir uns gesetzt hatten, schaute ich nach draußen durch die Plastikplane und mir fiel auf was da für Typen rum liefen. Dafür lohnte sich alleine eine Geschichte und deshalb geht es auch jetzt erst richtig los.
Rechts oben von unserem Tisch saß eine Gruppe, keine Ahnung was, die machten von sich reden, durch lautes nichtsnutziges Gerede über Gott und die Welt. Ich versuchte das zu ignorieren. Es dauerte eine Zeit bis wir bedient wurden. Naja, wir waren ja auch nur knapp 10 Personen im Außenbereich des Restaurants, da kann man schon mal den Überblick verlieren.
Ich bestellte mir eine Kutterscholle mit Bratkartoffeln und Speck. Das hatte seinen Grund. Und einen halben Liter Duckstein. Denn der Fisch will schwimmen. So, was hat es damit auf sich? Vor einigen Tagen war ich im „Landgasthof Kosel“ zum Essen. Nach langer Zeit mal wieder den Laden ausprobieren, soll ja ein neuer Besitzer drin sein. Ein Besitzer der gleichzeitig der Koch ist. Und ein sehr, sagen wir mal für die Gemeinde Kosel (räusper) ein ziemlich hochtrabendes Preisgefüge hat. Ob zu Recht oder Unrecht, sei dahin gestellt. Nach dem was ich bekommen habe, natürlich Scholle mit Bratkartoffeln und Speck 🙂 war es fast schon ungenießbar. So etwas schlabberiges habe ich noch nie bekommen. Ich hätte es zurück gehen lassen sollen, dafür hatte ich aber einfach zu viel Hunger. Und die Bratkartoffeln waren ja auch nicht schlecht… doch die Krone an dem ganzen Besuch der knapp drei Stunden dauerte: Nicht einmal wurde nachgefragt, ob Getränke gewünscht wurden. Jaja, man kann auch selbst das Maul auf machen, weiß ich… aber mir fiel das nur auf weil sonst alle Naselang bei Getränken nachgefragt wird sobald das Glas leer ist. Hier nicht.
Lange Rede kurzer Sinn: Für eine selbstgemachte „Praline“ in der Größe eines Daumennagels 1,50 € zu einem Kaffee für 4 Euro die Tasse bei einem anderen Gast… war das mein letzter Besuch…
Wir reden hier von Dorf, wirklich Dorf… und nicht Hamburg irgendwo…
So, ich bekam also meine Scholle… in der Fährschänke in Kappeln 🙂 und war sowas von angenehm überrascht. Alles auf dem Punkt. Und keine verbrannten Bratkartoffeln… Was will mein Herz mehr.
Und wieder ging mein Blick nach draußen. Eine junge Frau versuchte auf ihren Stilettos einigermaßen würdevoll auszusehen, als sie den Catwalk hinunter kam. Ging natürlich voll nach hinten los, dieses Gestakse war ja nicht zu ertragen. Ich wandte mich schaudernd ab. Eine andere Person der gleichen Spezies hatte wohl den Wetterbericht nicht so ganz auf der Reihe: Links und rechts von ihr Männer in Jacken, das war auch angebracht, und Mylady dachte wohl, diese Veranstaltung ist in den Tropen… Egal, Hauptsache schick! Schick in die Erkältung.
Ich widmete mich wieder meiner leckeren Scholle. Die war doch viel interessanter. Und so schmackhaft. Echt lecker. Eigentlich sollte ich die einpacken und sie dem Koch des Koseler Landgasthofs um die Ohren hauen…
Plötzlich wurde es wieder interessant… 🙂 Von oben kam ein junger Mann, der anscheinend nicht wusste wo er war. Selig an seiner Bierflasche nuckelnd, obwohl der Schnuller scheinbar abhanden gekommen war, schaukelte er von einer Seite auf die nächste und blickte ziemlich, sagen wir mal vorsichtig, grenzdebil aus den Augen. Plötzlich hielt er an einem Stand, stellte die Buddel auf seinem Bierbauch ab (!) und suchte nach etwas. Vielleicht waren es die Erklärungen, die er zu Hause abgeben wollte, warum das alles passiert ist… Man weiß es nicht.
In der Zwischenzeit war das Kinderkarussell abgedeckt und auch das Riesenrad außer Betrieb genommen worden. Nur diese Schluchtenschreier, die waren immer noch am Lärm machen.
Mir fiel in diesem Moment ein, man sollte sich öfter zu solchen Gelegenheiten ein Skizzen und Notizbuch mitnehmen. Geschichten die das Leben schrieb. Oder so. Mal schauen, ob das was für mich ist. Jedenfalls hat es mir großen Spaß gemacht meine eigene Geschichte zu einigen zu dichten, die sich wirklich auffällig benahmen. Ob diese nun der Wahrheit entsprechen oder nicht, spielt ja keine Rolle. Hauptsache Spaß!
In diesem Sinne… schaun wir mal was diesen Sommer noch alles passiert.
🙂